Abgedruckt im Märkischen Jahrbuch für Geschichte des Vereins für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark 93/94 (1995)
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RALF-PETER FUCHS / MARGARETE WITTKE

"Vermöge des Landrechts von der Mark". Eine Heirat unter Adelspersonen 1533/34

I n h a l t: 1. Die Verheiratung von Reinhard von Brempt und Catharina Schenking- 2. Urkundenteil.

1.

Dem Thema der Eheschließung in der vorindustriellen Gesellschaft ist schon seit geraumer Zeit durch mentalitäts- und geschlechtergeschichtliche Fragestellungen neue Bedeutung zugekommen. Nicht zuletzt die Forschungen des französischen Historikers George Duby nach den Ursprüngen der modernen Ehe im Mittelalter1 haben neues Interesse daran aufkeimen lassen, wie und unter welchen Umständen sich der Übergang zum Ehestand vollzog, und vor allem den wachsenden Einfluß der Kirche auf adelige Eheschließungsvorgänge aufgezeigt. Der Norbert-Elias-Schüler Michael Schröter hat parallel dazu vornehmlich auf der Grundlage höfischer Literatur aus dem deutschsprachigen Raum den allmählichen Normierungsprozeß nachgezeichnet, der von der Kirche ausging.2 Insbesondere die Abläufe von Trauungszeremonien wurden seit dem 13. Jahrhundert zunehmend über Ritualbücher etc. festgelegt, während die beteiligten Familien im Hinblick auf Eheverträge ihre Handlungsautonomie zunächst weitgehend bewahren konnten.3 Vor allem seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts sollten Obrigkeiten und Kirchen im Zusammenwirken ihren Einfluß auf die Trauungen und das Eheleben breiterer Schichten bedeutend ausdehnen.4 Erst auf dieser Grundlage fiel der Ehe die noch heute vielfach beschworene Funktion als Keimzelle des Staates zu.

Die im folgenden etwas genauer in den Blick genommenen Verträge zwischen den beiden adeligen Familien Schenking und von Brempt, die in den Jahren 1533 und 1534 zwecks der Heirat von Catharina Schenking und Reinhard von Brempt geschlossen wurden, verweisen auf einen weiteren wichtigen mentalitätshistorischen Aspekt. Während die Ehe heute als staatlich geförderte Lebensform von Mann und Frau gilt, die auf der Liebe und Zuneigung zweier sich freiwillig verbindender Partner basiert, spielten in der Frühen Neuzeit familiäre Status- und Vermögensabwägungen innerhalb der Oberschichten noch die alles entscheidende Rolle.5

Bei Eheprojekten gesellschaftlicher Führungsgruppen, bei denen Rang und Besitz auf dem Spiel standen, traten die Väter in der Regel als bestimmende Figuren hervor. Sie waren in der weitaus überwiegenden Zahl der Fälle diejenigen, die die Verbindungen arrangierten und nähere Einzelheiten aushandelten. Sie vertraten die Interessen ihrer Familien und beider späterer Ehepartner an der Spitze von Heiratsparteien, zu denen noch weitere Verwandte oder auch Freunde gehörten, deren Rat bei der Auswahl der Heiratskandidaten eingeholt worden war. Wichtige Verhandlungspunkte beim Aufsetzen von Eheverträgen bildeten die finanzielle Absicherung der neuen Lebensgemeinschaften und die Einbringung von Vermögen in die Ehe seitens beider Familien. Insbesondere die Partei der Braut hatte dafür Sorge zu tragen, daß sich für diese der Übergang von einer Schutzherrschaft in die andere nicht nachteilig auswirkte. So mußten etwa Vorkehrungen für ihre Versorgung im Falle des frühzeitigen Todes ihres Gatten getroffen werden.

Wie sich unschwer erkennen läßt, hatte die Ebenbürtigkeit beider Heiratspartner eine weitere Grundlage des Eheprojektes gebildet, das in den Jahren 1533/34 Gestalt annahm. Mit den Familien Brempt und Schenking verbanden sich zwei adelige Geschlechter. Der Brautvater Johann Schenking zu Rönhagen gehörte zum münsterischen Stiftsadel und war Burgmann zu Hausdülmen.6 Aus seiner Ehe mit Jaspara von der Leithe gingen mindestens acht Kinder hervor.7 Er dürfte die Knüpfung von Banden mit Heinrich von Brempt, Herrn zu Witten, über seine Tochter als sehr vorteilhaft empfunden haben. Diesem war es gelungen, über die Erwirkung der Ausstellung des Kaiserlichen Lehnsbriefes für die Herrschaft Witten eine gesicherte Führungsrolle in diesem Gebiet zu übernehmen. Damit verbunden waren beträchtliche grundherrliche Einkünfte, die Reinhard von Brempt einmal als Erbe zufallen sollten. Weitere Ressourcen zur Absicherung seiner Tochter ergaben sich schließlich aus dem Besitz des Hauses Hardenstein und den zugehörigen Höfen und Kotten.8

Wenden wir uns den Urkundentexten zu: Es handelt sich um einen Ehevertrag (I) und eine damit zusammenhängende Verrechnungsquittung (II). Zusätzlich wird hier der Text einer Pergamenturkunde wiedergegeben, aus dem sich die Heimbringung der Braut ergibt und mit dem die Verzichtsleistung des Brautpaares auf weitere Ansprüche gegenüber den Eltern erklärt wurde (III). Bereits die lange Zeitspanne von einem Jahr, in dem diese Urkunden ausgestellt wurden, macht die überaus strikte Trennung der beiden für die Heirat konstitutiven Elemente eines Übergabegelöbnisses und der konkreten Übergabe der Braut deutlich.

Das Übergabegelöbnis wurde bis ins 13. Jahrhundert hinein noch allgemein vom Brautvater in Abwesenheit der Braut geleistet9, was dessen traditionelle Verfügungsgewalt über seine Töchter nachhaltig dokumentiert. Die Formulierungen im Ehevertrag vom September 1533 (I) lassen ebenso den Schluß zu, daß Catharina Schenking bei der Ratifizierung nicht zugegen war. Ihr Name taucht - im Gegensatz zu dem ihres künftigen Ehemannes - nicht am Ende der Urkunde auf. Die einleitende Nennung der "Freundschaften" beider Heiratsparteien als Vertragsabschlußpartner zeigt ebenso, daß es sich beim Zustandekommen um eine reine Männersache gehandelt hatte. Andererseits kann man dem Hinweis darauf, daß nach kirchlichen Gebräuchen verfahren worden war, entnehmen, daß eine, wenngleich vollkommen rituell festgelegte Mitwirkung der Braut am Geschehen im Rahmen einer feierlichen "symbolischen Übergabe"10 stattgefunden hatte. In der Regel vollzog sich diese, indem der Brautvater die Hand seiner Tochter in die des Bräutigams legte oder diesem eine Umarmung gestattete. In entwickelterer Form, wie augenscheinlich im vorliegenden Fall, geschah dies durch die Vermittlung einer priesterlichen Hand.

Die Mitgift, ursprünglich eine Entschädigung der Töchter aus der elterlichen Erbmasse11, betrug im Fall von Catharina Schenking 2000 Rheinische Goldgulden. Eine Hälfte sollte Johann Schenking bei der Heimführung der Braut binnen eines Jahres, die andere Hälfte innerhalb eines weiteren Jahres auszahlen. Der Passus wurde wenige Tage später allerdings dahingehend abgeändert, daß Schenking für sich die Verrechnung einer Summe von 750 Gulden einforderte, so daß nur noch 1250 Gulden als Brautschatz ausstanden (II). Parallel zu den brautelterlichen Leistungen sollte Heinrich von Brempt die Existenz des neuen Paares zunächst dadurch sichern, daß er seinem Sohn Reinhard die Burg Hardenstein samt Zubehör und Einkünften unmittelbar nach der Heimführung überließ (I). Darüber hinaus wurde noch einmal schriftlich festgehalten, daß das Paar nach dem Tode von Heinrich und dessen Ehefrau Beatrix von Brempt die Erbfolge antreten sollte.

Für den Fall des frühzeitigen Todes eines der beiden Ehepartner wurden folgende Vorkehrungen getroffen: Sollte Reinhard von Brempt sterben, bevor Kinder aus der Ehe hervorgegangen waren, wurde Catharina Schenking die Verfügung über den Besitz Hardenstein solange zugestanden, bis die eingebrachte Mitgift komplett von der Familie Brempt zurückgezahlt worden war. Auch Kleidungsutensilien und die vom Bräutigam geleistete Morgengabe sollten ihr unbenommen bleiben. Im umgekehrten Falle des frühzeitigen Todes von Catharina Schenking sollte Reinhard von Brempt ebenfalls die von der Familie Schenking eingebrachten Gelder zurückzahlen. Hier wird deutlich, daß die Familien ihr in die Ehe eingebrachtes Kapital solange grundsätzlich für sich beanspruchen konnten, bis aus der Ehe eine neue, erbberechtigte Generation hervorgegangen war. Ein Heimfall der Güter an die jeweilige Familie galt auch für den Fall, daß eine der beiden heiratenden Personen vor der Heimführung der Braut verstarb.

Reinhard von Brempt sollte Catharina Schenking darüber hinaus eine Leibzucht zusichern. Dabei war vor allem an die Übertragung von Gütern zur Altersversorgung gedacht. Zudem wurde ihm aufgetragen, seine Frau mit einer Morgengabe auszustatten. Mit der Morgengabe - auch Wittum - einer Übertragung eines festgelegten Teils seiner Güter, gab der Ehemann zu erkennen, daß er bereit war, seine Braut als "rechte Ehefrau" anzuerkennen. Die ursprüngliche bedingende Verknüpfung dieser Gabe an die Jungfräulichkeit der Braut12 zeigt sich im Vertrag, indem gefordert wurde, daß sie direkt im Anschluß an die Hochzeitsnacht zu erfolgen hatte. Im westdeutschen Raum - namentlich in der Grafschaft Mark - scheint man im Gegensatz zu anderen Gebieten13 relativ lange an diesem Brauch festgehalten zu haben.

Daß sich Reinhard von Brempt rund ein Jahr später mit seiner nun als "eheliche hausfrawe" bezeichneten Gemahlin zum Herbeder Richter Humpert van Düren begab, um jeglichen weiteren Ansprüchen des Ehepaares an Eltern und Schwiegereltern zu entsagen (III), hängt u.a. damit zusammen, daß auch dies im Ehevertrag festgelegt worden war. Die Verzichtserklärung wurde entsprechend nach Heimführung der Braut und Ableistung des Brautschatzes durch den Brautvater richterlich besiegelt. Die Gerichtsstätte zu Herbede ergab sich aus dem Wohnort des Paares zu Hardenstein.14 Über diesen rechtlichen Akt wurde die Ehegemeinschaft in die wirtschaftliche Eigenständigkeit entlassen.

Die Ehe währte bis zum Tod Catharina Schenkings (etwa 1548)15 . Vier Kinder gingen aus ihr hervor.16 Reinhard von Brempt sollte danach eine zweite Ehe mit der Adeligen Catharina von Plettenberg eingehen. Er selbst starb um das Jahr 1576.17

2.

(I) 1533 September 3

Ehevertrag anläßlich der Heirat von Reinhard von Brempt und Catharina Schenking, geschlossen zwischen Vertretern beider Familien.

AVfOHM, Bestand B, U 13 (Abschrift auf Papier; stark beschädigt, beglaubigt durch den Notaren Goswin Hamerholt)18

In den nhamen der hilligen dryefoldicheit und tho leve Gode Almechtich, Marien, seiner gebenedieden moder und aller hemmelscher schar ist ein witlich hylige19 und echtschap nha seden, gewonten und insathe20 der hilligen kirchen durch bieder partheien freunde nachbeschreben verramet, gededingt und geslotten up dach datum duisses breves tusschen dem Erntfesten und Erbarn Renarten van Brempt, echte sonne Henrichen und Beatrix van Brempt eheleuden an ener und der Erbarn und dugentsamen juffer Catharinen Schenckinck, Johan Schenckinck unnd Jaspers, seiner ehelichen hausfrauwen echte dochter ander deils, ingestalt unnd vorwarden alß nachbeschreven:

Int irst sall und will vurgenanter Johann Schenckinck den vurßreven Reinerten van Brempt syn dochter Catharina tho einer ehelichen, echten huisfrawe geven und sall em mede geven tho einer rechtenn bruitschatte und medegaven twe dusent guldenn Rinsche Gulden van gewichte up tyt der heimbrengungh ein dusent derselven gulden riede21 overtholeveren unnd tho verneugen22,wilcher heimbrengungh bynnen jarß geschehen sall umb ... Jacobi apostoli erstkommende unnd dat ander restant bynnen dat ander negst folgende glichfals tho entrichten, welcher summa von gulden fortan gelacht unnd gekart sollen werden thom besten und behoff der vurgemelten Renerten unnd Catharinen.

Hirentegen sollen und willen Hinrichs unnd Beatrix van Brempt eheleude vurgenant den vorgenanten eren sonne Renarten mede thot behuiff Catharinen vorßreven thot rechter brutlicher medegeven thom irsten na der heimbrengungh overgeven, verthien und overlaten dat hauß thom Hardenstein mit allen seinen thobehorungen inhoringen und gerechticheit, erffen unnd guderen, wu und wa die och gelegenn sindt, unnd nha doitlichen abgange der vurßreven ehelude Hinrichs und Beatrix van Bremet sollen die vurgemelten Reinart unnd seine erffen eres semptlichen nachgelatenn erves und guides rechte erffolgers sein.

Och ist bes.. und gededingt, off Reinarten van Bremet affliven wurde, dat Got lange verhuiden moeth, sunder nhablivende gebort van Reinert unnd derselvigen Catharienen geboren, so sall die vorgemelte [am Rande: juffer] Catharina deß obgenanten Renerten gudes gebetter sein, bliven und tot der vurbenomten bruidtschatte dusent gulden Rinsche Gulden und vorgemelte juffer Catharina sall up dem hauße thom Hardenstein unnd in den semptlichen guteren sitten blyven unbesperet biß so lange, daß deß vursßreven Reinerz erven aer unnd aeren erven den vurbenompten hilig pfenninck sampt mit der dusent gulden Gulde vurßreven in einer alinger summen betalet, verneuget und overhandtreichet hebben mit erer morgengaven unnd sampt kleder und kleinodien.

Wert och sache, dat juffer Catharina vorgenant (.dat Gott affkeren mothe.) verstarve ehe Reinert vorgemelt sunder nhablivende levendige lyves erven van enn bieden gebaren, so sall Reinart vorgemelt erer gebettent sein, gleichfals dusent golden Rinsche Gulden unnd die overige summa van den bruitschatte widderumb overgeven unnd verneugen juffer Catharinen rechten erven bynnen jarß nha orem dode sampt oren nhagelaten klederen unnd kleinodien.

Och ist bededinget, dat Johan Schenckinck vorgemelt dieselve sein dochter Catharinen sall uthrusten mit kleder und kleinodien nha gebruch und gewonte dusses landtz.

Vorder ist bededingt, dat Reinart von Brempt die vorgemelte juffer Catharinen, seiner ehelichen haußfrauwen sall belifftuchtigen mit einer lifftucht nha vermuge deß landtzrechts deß landtz von der Marcke, alß dat aldar recht und gewonlich iß unnd sall och megen dieselvige sein hausfrauwe forder begifftigen und betuchtigen tot seinen gefallen, dartho derselbigen Catharinen och versicheren mit einen guiden stuck erves oder kleinode thor morgen gaven, dat hier aer overwisen unnd geven sall, wanner sie e.. int bedde geworpen iß unnd beslapen hefft.

Mer iß bededingt, wanner Johann Schenckinck vorgemelt, er genanten Reinert van Brempt seine dochter Catharinen hemegebracht unnd denn und unnd den [!] guten hiligenpenninck in mathen vorßreven versichert unnd betalt hefft, alßdan sall Reinert sampt Catharinen siner ehelichen hausfrauwen rechtliche vertyen unnd rechte vertuchnisse thun, so dat die vaderliche und moderliche erve unnd guidt uthbeschieden, dar sie Gott unnd ... hillige kerche uptuge und von sidt [?] sall mede geven mochte.

Och iß bededingt, wert sake, dat Reinarten offte Catharina vorßreven derwelche vor der tyt ... heimbrenginge alß vorgeschreiven is, nha dem ... Gotz verstorve, so dat och ann geine nha ...de gebort enfolgede, so sallen die vurßreven Johann Schenckinck und Hinrich van Brembt deß hilichs entslagen und zu duissen vurßreven articulen unverbunden sein, dieselvigen tho vullentrecken.

So och der wegen levendige gebort verbleve, sollen duisse hilligen fürward.. in aller vullenmacht blyven unnd duisse vullentegen werden.

Och allet wu vurßreven unnd ein idtlich articull unnd punct bysunders hebben biede partheie vurßreven sampt eren freunden also ingegain, angenhomen, bewilliget, belevet unnd ein part dem anderen gelovet, stede, faste unnd unverbrochen tho halden sunder jeiniger hande widder redden unnd argelist.

Hir sint anne unnd over gewest dedinges23 leude an siden unnd von wegen vorgenante Hinrichen van Brembt, vader und sonne, die Erntfeste und Erbarn Daem van Ursbach, Her tho Kemmenich [?] unnd Gisbert van Bolswinge unnd von wegen gnanten Johan Schenckinck die Wirdige und Erbar her Philips von Hoerde, vicedominus, Domher tho Munster, Arndt van Raisfelt, Aleff von Raisfelt unnd Roloff Schenckinck.

Urkundt unnd in tuch der warheit aller puncten seint duisser hiligen dedinge twe alleins inhalden und vermitz dem obgenanten Hinrichen unnd Reinart van Bremethe und Johann Schenckinck, Gisbert von Bolswinge, her Philips van Hoerde, Arndt van Raesfelt, Aleff van Raisfelde unnd Roloff Schenckinck nhamen unnd thosamen mit eres selvest handt undergeschreben in dem jarn unsers Hern alß man schrieff dusent viffhundert drie und dertich up dem dinxtach nach Egidii abbatis.

Philips van Hoerde Hinrich van Brembt Arndt van Raisfelt Reinart van Brembt Gisbert van Bolswinge Johan Schenckinck Roloff Schenckinck Aleff van Raisfelt

(II) 1533 September 4

Heinrich und Reinhard von Brempt erklären, daß sie mit Johann Schenking eine Schuld von 750 Rheinischen Gulden verrechnet haben und forthin nur noch 1250 Rheinische Gulden an Brautschatz ausstehen.

AVfOHM, Bestand B, U 14 (Orig. Papier mit beschädigtem Siegel des Reinhard v. Brempt und Unterschriften von Heinrich und Reinhard v. Brempt)

Ick, Hynrick van Bremeth, und Reyner van Bremeth, myn echte sonne, doen kund, bekennen und betugen in dussen apenen besegelden brevs vor uns und unse erffen:

So als de erber Johan Schenckinck syne eelike dochter Katerinen an my, Reynert van Bremten ter hilligen eehe bestadet und gehiliket hefft und dar mede twe dusent golden rinsgulden van gewechte tot bruetschatte und mede gaven gelaefft hefft to vernogen und de Erntvesten Arnd und Aleffen van Raesfelten und Gysberten van Bolswyng dar vor gelavet und versegelinge gedaen allet na inhalt, segel, breve und hantschriffte.

So bekennen wy Hiynrick und Reyner van Bremeth vurßreven vor uns und unse erffen, dat de upgemelter Johann Schenckink noch syne erven des vurßreven hiligenpenninges und bruetschaten nicht mer dar van sollen uthgeven und betalen dan allene dritteyndehalff24 hundert golden gulden van gewechte und de anderen achtehalffhundert25 golden gulden, de hebben wy Hynrick und Reyner vurgemelt quitgeschuldet, so dat Johan Schenckinck noch syne erven der nicht sollen uthgeven noch betalen und quiteren darumb den vurßreven Johan Schenckinck synen erffen sampt synen borgen Arnd, Aleffen und Gysberten vurßreven van den upgemelten achtehalff hundert golden gulden und schelden dar van quyt, ledich und loes vor uns und unse erven dyt allet sunder all argelist.

In orkunde der warheit hebben ick, Hinrick van Bremeten, myn segell vor my, Reyner, mynen sonne umb gebreck syns segels und vor unse erffen wytlichen an dussen breiff gehangen, des ick, Reyner vurgemelt, bekenne und hyr mede to gebruke und tot forderen getuge itlich unsen namen und tonamen vermyts unser egen hant up spa.. dussen breves geschreffen in den jaeren unses Heren dusent vyffhundert drey und dertich up gudensdach nest Egidii abbatis.

(III) 1534 August 25

Reinhard von Brempt und seine Ehefrau Catharina leisten Verzicht auf sämtliche Ansprüche gegenüber ihren Eltern.

AVfOHM, Bestand B, U 16 (Orig. Perg. mit Siegeln des Huippert v. Duren und des Reinhard v. Brempt, besch.)

Ich Huippert van Duren, in der tyt rychter tho Herbede, bekenne openlich in und vermyts dussen besegelden breve vor iderman, dat vor my gekomen und erschenen syndt indt gerycht, dair ych stoill und stedde becledeth hadde, als gerichts recht und gewonheyt is, die Erentfeste und fromme Renart van Brembt und Katrina, syn eheliche huysfrauwe uund bekanden aldair voir sych und oer erven in demselvigen gerichte gerichtliken:

Wie die Erenfeste und frome Johan Schenckinck myt guden raede der frundt to beiden syden dye obgemelte Katrina, syn eheliche dochter myt eynen bruitschatte und sekeren hilixpennyge an den obggemelten Reynart van Brembt bestadeth und sye eme vor syn eheliche huysfrowe und gemagett vehilichet und gegeven hebbe, inhalt und luith der hylichs forwer durch siegell und breve dayr von upgerichtet, und bekanden vort vor my, richter vorgemelten die vorgemelte Reynhart und Katrina, eheleyde, vor sych und erven, dat sy mit sodanen vurgemelt bruitschatte up all oer vederlich und moderlich erff und guite, gerade und ungerade, bewechlich und unbewechlich, geheel und all erpflich vertun und erffvertichtnisse gedayn hebben.

Wullen oich noch sullen sie noch oer erven dair numer ton ewigen dagen geyne ansprake ader forderungk ane doyn noch hebben myt rechte ader manier.

Oich nicht gestaden ader verschaffen emats van erent wegen dair vorderunge ane doyn sülle, sunder all argelist und geferde, eth sy dan sye God ader die hillige kircke wair mede becruede.26

Dwill dan all obgemelte punte vor my, richter vorgemelt gerichtlich bekant und berahet, oich ordel und recht na gerichts gewonheyt dair over gestrecken und ergangen.

Dair myt by over und ane gewesen als standtgenoten des gerichtes die oer orkunde myt my und ych myt oen dair up untfangen, nemlich Herman Becker, to dusser saken ene gesat frone und vordan die Erentfesten und Fromen Jorien Vorstenberch, Gyseberth van Bodelswinge und Christoffer Duker van des obgemelten Renarten Brembt und syner elichen leve huysfrauwe und Berndt vam Romberge, Sergius van der Hegen und Alert Droste van vorgemelten Johanen Schenckinges wegen und mer guder luide genoich.

In getuchnisse der wairhet hebbe ych, richter vorgemelt mynen siegell van gerichts wegen durch bede bede [!] parthe unden an dussen breff witlichen gehangen und to merer vestnisse heb ych, Reynart van Brembt, vor my, Katrina, myn huysfrauwe vorgemelt und vor alle unse erven ingnen angeboren insiegel mede an düssen breff gehangen.

Gegeven in jair dusent vyffhundert vier und dertich up dinstach neyst Bartholomey apoststoly.

1  G. DUBY: Ritter, Frau und Priester. Die Ehe im feudalen Frankreich. Frankfurt/M. 1988.

2  M. SCHRÖTER: "Wo zwei zusammenkommen in rechter Ehe ...". Sozio- und psychogenetische Studien über Eheschließungsvorgänge vom 12. bis 15. Jahrhundert. Frankfurt/M. 1990.

3  Ebd., S. 391 ff.

4  Siehe etwa R. V. DÜLMEN: Fest der Liebe. Heirat und Ehe in der Frühen Neuzeit, in: DERS. (Hg.): Armut, Liebe Ehre. Studien zur historischen Kulturforschung 1. Frankfurt/M. 1988, S. 67 - 1060, ebenso S. BURGHARTZ: Jungfräulichkeit oder Reinheit? Zur Änderung von Argumentationsmustern vor dem Basler Ehegericht im 16. und 17. Jahrhundert, in: R. V. DÜLMEN: Dynamik der Tradition. Studien zur historischen Kulturforschung 4. Frankfurt/M. 1992, S. 13 - 40. Mit Blick auf Westfalen: G. J. NEUMANN: Hochzeitsbrauchtum vom 14. - 18. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung der Städte, in: Westfalen 33 (1955), S. 212 - 223.

5  Zwar erlaubte das Kanonische Recht grundsätzlich die Heirat ohne Konsensus der Eltern, diese hatten jedoch erbrechtliche Mittel, um ihren Einfluß geltend zu machen, siehe etwa W. PREVENIER/TH. DE HEMPTINNE: "Ehe; C. Ehe in der Gesellschaft des Mittelalters", in: LexMA III, Sp. 1635 - 1640.

6  StA Ms, Genealogische Sammlung v. Spießen, Bd. 34, S. 101.

7  Ebd.

8  Daß der vormalige Besitzer des Gutes Hardenstein, Heinrich genannt Staell von Brempt, zu diesem Zeitpunkt nicht mehr lebte, liegt aufgrund der ausdrücklichen Aufnahme des Gutes Hardenstein in den Ehevertrag nahe.

9  SCHRÖTER 1990, S. 42 ff.

10  Ebd.

11  G. DUBY: Die Frau ohne Stimme. Liebe und Ehe im Mittelalter, Frankfurt/M. 1993, S. 22 f.

12  SCHRÖTER 1990, S. 88 ff.

13  Ebd., S. 90.

14  Wenn das Paar nicht bereits zu diesem Zeitpunkt auf Hardenstein lebte, so war doch fest geplant, daß es dort sein Wohnquartier nehmen sollte. Eine formelle Güterübertragung des Hauses Hardenstein an Reinhardt von Brempt durch seinen Vater erfolgte am 19. März 1536. AVfOHM, Bestand B, U 19.

15  G. HAREN: Geschichte der Stadt Witten von der Urzeit bis zur Gegenwart, nebst Anhang: Bommern, Steinhausen, Hardenstein. Witten 1924, S. 44.

16  Rötger, Johann, Beatrix und Heinrich von Brempt. Ebd., S. 45.

17  Ebd.

18  Das Papier ist löchrig und in der Mitte gerissen. Der Text ist daher teilweise verloren; soweit Text rekonstruierbar war, wurde dieser kursiv gesetzt.

19  hillich = Heirat, Eheschließung.

20  nha seden, gewonten und insathe = etwa: nach Brauch, Gewohnheit und Bestimmungen.

21  riede, reide = in bar.

22  tho verneugen = etwa: jemandem Genüge tun.

23  dedinge = gerichtliche Verhandlung, Vertrag.

24  Das angegebene halbe Hundert muß von 1300 abgezogen werden, analog bedeutet "achtehalve" sieben und ein halb, siehe A. LÜBBEN: Mittelniederdeutsches Handwörterbuch. Nach dem Tode des Verf. vollendet v. C. WALTHER, Darmstadt 1888, S. 1.

25  Siehe die vorherige Anm.

26  bekroden, bekruden = durch Ansprache, Klage etc. hindern; siehe LÜBBEN 1888, S. 36.

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